Am Sonntag, 12. Mai, wurde unsere Gemeinschaft im Konvent Schwarzenberg vom unerwarteten Tod unseres Bruders Engelbert Otte überrascht. Zwar hatten seine 92 Lebensjahre an ihm Spuren hinterlassen. Das Gehen und das Hören bereiteten ihm zunehmend Schwierigkeiten, aber er erfreute sich doch allgemein einer hohen Gesundheit und großer Einsatzfreude bis zum letzten Tag. Immer noch schmiedete er Pläne und bereicherte mit seinen Ideen das gemeinsame Leben. So kam sein Tod für unsere Gemeinschaft plötzlich und „aus heiterem Himmel“: Am Sonntagabend fanden wir ihn tot in seinem Zimmer.
Mit seinen 92 Jahren blickt Br. Engelbert auf ein langes, bewegtes Leben zurück: Als Klaus Otte wurde er am 17. April 1932 in Breslau, dem heutigen Wrocław, geboren. Die Liebe zu Polen hat ihn sein ganzes Leben begleitet. Vor allem über P. Hilarius Breitinger, damals Deutschenseelsorger in Posen, lernte er unsere Gemeinschaft kennen. Nach dem Noviziatsjahr legte er am 05. Oktober 1954 seine Erstprofess ab und band sich am 22. September 1957 für die ganze Zeit seines Lebens an unsere Gemeinschaft. Die treue Erfüllung seines Professversprechens war ihm ein großes Anliegen. Zeitlebens bemühte er sich, sein „Ja“ einzulösen – zunächst mit seiner Priester- weihe am 20. Juli 1958, dann in vielen Stationen unserer Provinz: Er war Kaplan, später Pfarrer in Kaiserslautern, dazwischen von 1965 bis 1969 Leiter des Spätberufenenseminars in Bamberg. Von 1972 bis 1977 war er Militärpfarrer in Düsseldorf und Essen. 1977 wurde Br. Engelbert Guardian unseres Konvents in Würzburg. Von 1980 bis 1986 leitete er das Seminar Sankt Valentin. 1983 wurde er zusätzlich mit der Seelsorge in der Justizvollzugsanstalt Würzburg beauftragt, von 1990 bis 1994 war er außerdem Präses der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz in Würzburg und begleitete in diesen Jahren die Kreuzbergwallfahrt. 1994 wurde er Guardian im Kloster Bonn, Anfang 1996 erneut zum Guardian des Würzburger Konvents gewählt. Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorger der Diözese Würzburg war Br. Engelbert von 1990 bis 1994, von 1996 bis 2001 übernahm er das Amt erneut. Das Provinzkapitel wählte ihn im Jahr 2000 in das Amt des Provinzialministers, welches er schließlich zwei Amtsperioden bekleidete. Im März 2008 wurde er in den Konvent Schwarzenberg versetzt. Dort wirkte er die letzten 16 Jahres seines Lebens: Bis zuletzt übernahm er seelsorgliche Dienste im Seelsorgebereich, war Geistlicher Assistent der Franziskanischen Gemeinschaft (OFS) und vor allem als Seelsorger im Caritas-Seniorenzentrum Maximilian M. Kolbe in Scheinfeld tätig.
Um sich selbst und sein persönliches Befinden machte Br. Engelbert nie ein großes Aufheben. Im Dienst des Ordens zu stehen, war für ihn keine Floskel, sondern eine täglich erlebbare Tatsache, für die es keine großen Worte brauchte. Bis in sein hohes Alter wurde ihm kein Dienst zu viel – ob es nun im Seelsorgebereich eine zusätzliche Messe war, die Beichtbereitschaft in der Wallfahrtskirche Schwarzenberg oder die Abholung eines Gastes des Bildungshauses am Bahnhof. Aufmerksam und interessiert verfolgte er die Entwicklung in Kirche und Welt.
Unsere Gemeinschaft ist Br. Engelbert zu großem Dank verpflichtet. Möge er uns in seiner tief verwurzelten Gläubigkeit und seiner persönlichen Zufriedenheit ein Vorbild bleiben.
Wir feiern das Requiem für den Verstorbenen in der Wallfahrtskirche Schwarzenberg am Samstag, 18. Mai 2024, um 11:00 Uhr. Anschließend erfolgt die Beisetzung in der Gruft des Klosters.
Wir laden dazu herzlich ein und bitten um das Gebet für unseren verstorbenen Bruder. Möge er nun im Frieden Gottes schauen, was er im Leben geglaubt und erhofft hat.
Für die Gemeinschaft der Franziskaner-Minoriten der Provinz St. Elisabeth
Br. Andreas Murk, Provinzialminister